Katalog  >
KBA :: Karl Barth-Archiv (Archiv)  >
Brief :: Briefe (Bestand)  >
Briefe 1904 :: Briefe aus dem Jahr 1904 (Klasse)  >
Liste

KBA 9304.13 :: Alfred Wirz an Karl Barth (Einzelstück)

Identifikation
SignaturKBA 9304.13
TitelAlfred Wirz an Karl Barth
Erstellung
Münster / Bern (BE), 29. Mär 1904
Urheber:in Wirz, Alfred
Empfang
ca. 30. Mär 1904 / Barth, Karl
VerzeichnungsstufeEinzelstück
Umfang (Stückzahl)

1

ObjekttypBrief
Umfang (Beschreibung)

3 Bl.

Dokumente
kba_9304_13-0001
kba_9304_13-0001
Inhalt und innere Ordnung
Form und Inhalt

Originalbrief Manuskript

Zugangs- und Benutzungsbestimmungen
Zugangsbestimmungen / Sperrfristverlängerte Schutzfrist
Physische Beschaffenheit und technische Anforderungen

gefaltet

Sachverwandte Unterlagen
StandortBruderholzallee 26
Anmerkungen
Allgemeine Anmerkungen

Schreibt aus Lugano-Paradiso TI, wo er in einer Pension Ferien verbringt. - Bericht über einen etwas langweiligen und verregneten Aufenthalt. W. politisierte mit dem konservativen Berner Stadtrat Rud. Stettler "und natürlich gleich über den bösen Proporz gehändelt". Schildert Landschaft und üppige Vegetation. "Lugano als Stadt ist nichts Schönes, resp. ein Nest mit engen winkligen Gassen und recht italienischem Schmutz und Gestank." Hat das Bedürfnis, "Zwaspel" einiges von seinen Gedanken mitzuteilen: War bislang vom Pessimismus befangen, "ohne Schopenhauer, Nietzsche od. Hartmann gelesen zu haben". Wollte aus Weltschmerz sterben; vielleicht eine Konsequenz der Religion der Jugendzeit, "eine Art unbewusster Agnostizismus"; habe nun "diese Weltanschauung als Prinzip längst über Bord geworfen." "Was soll ich nun tun? Das Leben bloss dem Genuss widmen, kann ich nicht, aber auch nicht der Askese, die zum Stumpfsinn führt." "Der Deismus hat auch schöne Ideale, die einem ein-leuchten können. Aber woher nehmen wir die Kraft, sie zu verwirklichen. " "Am unverständlichsten ist mir der Pantheismus": Kenne kein Gut und Böse und sei eine Lehre vom schrankenlosen Individualismus. Will auch den blossen Materialismus nicht probieren: "Der Nietzscheforscher, den ich letzhin in Bern hörte, gab selbst zu, dass man bis jetzt - d.h. bis Nietzsche erschien - ohne Gott nicht leben konnte; das ging über des Menschen Kräfte. Als Ersatz für das Christentum gibt uns nun Nietzsche seine Lehre." "Das Schicksal dieses unglücklichen Philosophen scheint mir fast für das Christentum zu sprechen: Wenn es eine göttliche Weltordnung gibt, kann der Mensch dieselbe nicht nur nicht zerstören, ja er muss in diesem Kampf, der bewussten Empörung selbst zu Grunde gehen. Wahrscheinlich bin ich jetzt für die wahre Religion empfänglicher, als vor 4-5 Jahren, als ich in die Unterweisung ging. Wir können ja nie wissen, ob das Christentum Wahrheit sei, aber es wenigstens probieren." Stellt zuletzt "mit einem gewissen Schrecken" fest, "dass dieser Brief schon wieder das gleiche "Geklön" enthält, das ich Dir schon oft auf Deiner Bude vorgestürmt habe." Unterschrieben mit "Rat."
Kommentar zur Person: Klassen- und Verbindungskamerad von KB, später Buchhändler und Bibliothekar.

Verzeichnungskontrolle
Erstellt2018-05-27 12:31:58 / anton
Aktualisiert2022-05-13 09:04:16 / anton  
2019-09-23 18:46:33 / anton
2019-08-28 17:39:53 / anton
2019-03-13 18:53:49 / anton
2018-05-27 12:31:58 / anton
created from kbaone.dokument.id=48776
Permalink