2 Bl.

Originalbrief Manuskript

Weiss nicht, ob ihr Brief vom 12.2 angekommen ist. Würde KB gern besuchen, was aber schweirig ist. Sechs Jahre seit der letzten Begegnung. Es ist viel geschehen; denkt, dass KB über ihre kirchliche Lage ungefähr im Bilde sein sollte. Postverkehr per Karten zu privaten Zwecken ist in der englischen Zone erst seit zwei Wochen möglich. Schildert Eindrücke von der Zeit vor dem Kriegsende und über die derzeitige Lage. Obwohl alles Trachten auf Wiederherstellen früherer Zustände konzentriert wird, kann es kaum wieder so werden, wie es war, und auf der menschlichen Ebene kann man nicht viel erwarten. In der Kirche ist man bemüht, an die Verhältnisse von vor 1932 anzuknüpfen - man sucht die BK in das Kirchenregiment zu bringen. Mit der veränderten politischen Situation habe jedoch keine Erneuerung der Geister und Herzen stattgefunden. Musste hören, dass die BK nicht in der Vollmacht des Geistes, sondern durch die veränderte politische Situation gewonnen hätte. Sagt, dass sie daran kranken, die Dahlmer Beschlüsse nicht umgesetzt zu haben. Legt zwei Verlautbarungen zur Arbeit des neuen Kirchenregimes bei. Streitereien völlig unverändert. Berichtet über die Besetztung des Dekanats und der Lehrstühle in Bonn und fragt, ob wohl auch KB dorthin kommen würde. Es gebe viele, die eine Rückkehr von KB nicht wünschten. Fragt, ob Niemöller zu KB kommt; viele Gerüchte über ihn. Wünscht sich, dass KB mir Niemöller zusammentreffen könnte, um viele Unklarheiten zu beseitigen. Schliesst mit Mitteilungen über Bekannte.