eingeordnet bei 03.10.1904

2 Bl.

Originalbrief Manuskript

gefaltet

Datum unvollständig, 03. Oktober (1906); datiert aufgrund des im Brief erwähnten Wintersemesters von KB in Berlin; französisch. - Bericht über seine Erlebnisse als Hauslehrer in Bordeaux: Wohnt in einem Haus mit 70 Zimmern; die Eltern des Schülers bewohnen das Schloss Taillan. Beklagt sich über die aufwendigen Kleidungsgewohnheiten, die seinem Aszetismus wiedersprechen würden. Die Eltern des Schülers seien Protestanten, "mais en sont restés à une orthodoxie digne de Calou et qui leur ferait dresser les cheveux sur la tête s'ils connaissaient seulement les oeuvres et théories de Herr Doctor, Professsor Steck von Bern." Ein lokaler Pfarrer habe Ps 42 so ausgelegt, wie dies evt. Engstlenberg gemacht hätte. "Et en entendant cela, je me suis demandé, s'il me serait possible d'être pasteur, si je veux être sincère à mes croyances et à l'enseignement que j'ai reçu et ne jamais prêcher autre chose que je pense." Anmerkungen zu seinem nur der Jagd und Fischerei ergebenem Privatschüler. Kritischer Kommentar zum Luxus und zur (unchristlichen) Mentalität gegenüber den Angestellten; Beobachtungen über Bordeaux und den lokalen Accent, äussert Sehnsucht nach Neuchâtel. Erwähnt KBs kommendes Semester in Berlin, wo er seine Langeweile "dans des torrents de cette bonne bière berlinoise" ertränken könne. Hofft, dass KBs Bruder (Peter) die Maturität bestanden habe. Unterschrieben mit "Orphée".
Kommentar zur Person: Henri B., * 1883 (85?) + 1963, Studium in Neuchâtel, 2 Jahre Hauslehrer in Bordeaux; ab 1909 Pfarrer in La Côte-aux-Fées, 1919 in Travers, seit 1934 in La Chaux-de-Fonds (vgl. Pfarrerkalender, Nekrolog 1964, http://www.gen-gen.ch/BARRELET/Henri/254473 ).