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Originalbrief Manuskript

gefaltet

Gedanken zu KBs Aufsatz "Moderne Theologie und Reichgottesarbeit" (ZThK): Stelle den Begriff der Religion über jenen des Christentums: Fehler der modernen Theologie, über Religionswissenschaft das Christentum zu vernachlässigen, da "über der Geschichtswissenschaft das Absolute abhanden gekommen ist." Sieht KBs Theologie als praktisch bestimmt. Gegensatz zwischen Theologie und reflektierendender Wissenschaft. "Deine Bemerkung: Es sei ungleich schwieriger, aus den Hörsälen Marburgs oder Heidelbergs zur Thätigkeit auf der Kanzel u. am Krankenbett überzugehen, als aus denen Halles oder Greifswalds soll doch nicht etwa allgemeingültig sein." Entscheidend sei der christliche Geist der Theologen, "dann wird auch die Kinderversorgung im Pfarrer-Studium ihr Ende finden." Kritik an kantianischer Fundierung der modernen Theologie: Sittlichkeit nicht Grundlage, sondern Folge der Religion. "Dass man das Schleiermacher nicht zugiebt!" Stimmt KB zu, dass Religion "Willensrichtung auf eine Autorität und Wahrheit, die sich im Individuum kundthut" sei. Moderne Theologie leide daran, dass ihr der Mensch nicht unmittelbar mit Gott verbunden erscheine, ohne alle geschichtliche Vermittlung. Es werde die "sog. moderne Theologie auf diesen Standpunkt kommen, oder aber der Tradition sich in die Arme werfen." "Es wird keine äussere Offenbarung mehr geben in einem Buch, die als primäre Quelle des christlichen Vetrauens zu gelten hätte, sondern allein unmittelbare Offenbarung im Innern u. im Äusseren." Vorrang des religiösen Gefühls; wünscht "Kritik des reinen Gefühls". Kritisiert KBs Wissenschaftsbegriff. Verlust des Dogmas: Voraussetzung für freies, individuelles Christentum. Erörtert weitere Einwände und Bemerkungen KBs. Unterschreibt mit Initialen.
Kommentar zur Person: J. R., * 1884 + 1958, Studien- und Examenskollege von KB; 1910 Pfarrer in Guttannen BE, später deutschsprachiger Pfarrer in Vevey VD.